Stellungnahme der Offenen Arbeit zum Entwurf einer vereinheitlichten Zweckvereinbarung
Als eine Konsequenz aus den Steuerungsanforderungen, die der Landesrechnungshof an das Zuwendungsverfahren für die Kinder- und Jugendarbeit gestellt hat, sollen neue standardisierte Ziel- und Zweckbeschreibungen zwischen Zuwendungsempfängern und Zuwendungsgebern getroffen werden. Mittels vornehmlich quantitativer Daten, die EDV-gestützt erhoben und ausgewertet werden, sollen die Wirkungen der Kinder- und Jugendarbeit auf stadtweiter Ebene ermittelt werden.
Der Hamburger Bezirk Mitte hat nun einen Vorschlag für eine solche Zweckvereinbarung vorgelegt, zu dem das Bündnis Entschlossen OFFEN! wie folgt Stellung bezieht:
Stellungnahme zum Entwurf einer hamburgweit vereinheitlichten Zweckvereinbarung
Der von Mitte vorgelegte Entwurf einer hamburgweiten Standard-Zweckbeschreibung ist nicht in der Lage, die Heterogenität, Vielfalt und die jeweiligen spezifischen Qualitäten der unterschiedlichen Einrichtungen der OKJA auch nur annähernd zu erfassen.
Mittels technokratischer Logik werden hier komplexe und multidimensionale Systeme auf einige wenige quantitative Kriterien reduziert. Eine solche Zweckvereinbarung signalisiert den Beteiligten, dass eine ernsthafte inhaltlich-fachliche Debatte gar nicht erwünscht ist und suggeriert Vergleichbarkeit, wo keine ist.
Wir warnen vor einer Aufgabe des in den meisten Bezirken entwickelten fachlichen Dialogs zwischen Trägern und Verwaltung zugunsten einer Reduzierung auf quantitative Angaben zu Besucherzahlen, Öffnungszeiten oder auf die Anzahl der kooperativen Bezüge. Wesentliche qualitative Aspekte der Arbeit werden in dieser Zweckbeschreibung nicht erfasst. Die im SGB VIII geforderte Orientierung an den „Wünschen, Bedürfnissen und Interessen“ der jungen Menschen und AdressatInnen erfordert, genau diese sorgfältig zu ermitteln und unter Beteiligung der Fachleute vor Ort auszuwerten.
Um tatsächlich Auskunft über die Arbeit vor Ort geben zu können, empfehlen wir, in der Zweckvereinbarung auf inhaltliche Aussagen zu fokussieren, u.a. auf:
- Qualitätsstandards wie z.B. die Strukturqualität (Ausstattung und personelle Besetzung) unter Bezugnahme auf die Inhalte und anfallenden Aufgaben,
- aussagekräftige Beschreibungen über die Aktivitäten zur fortlaufenden Bedarfsermittlung,
- genauere Angaben über die Inhalte des Programmangebotes und zu den Methoden der Umsetzung, als im vorgelegten Entwurf vorgesehen,
- Angaben über die Einbeziehung und Beteiligung der NutzerInnen,
- inhaltliche Aussagen über Ziele, Inhalte und Arbeitsformen der jeweiligen Kooperation.
Ergänzend dazu empfehlen wir die konsequente Durchführung und Auswertung von Wirksamkeitsdialogen.
Das Leistungsspektrum der OKJA umfasst bereits heute – neben „klassischen“ Freizeitangeboten – Beratung, materielle Grundversorgung, Krisen- und Gästewohnungen, sozialräumlich orientierte Angebote etc.
Die auf der Grundlage der Praxisbeobachtung und gezielten Bedarfsermittlung vor Ort entstehenden Ideen über neue Angebote und weiter entwickelte Methoden sollten für den Zuwendungsgeber von höchstem Interesse sein. Solche Prozesse werden weder über eine standardisierte Zweckbeschreibung befördert noch über das Berichtswesen umgesetzt, sondern entstehen nur im qualifizierten Dialog unter Einbezug von Fachkräften und ExpertInnen des Sozialraums.Wir warnen außerdem davor, die Zeitstruktur des Zuwendungsverfahrens weiter vom Zuwendungsjahr abzukoppeln. Die Abgabe der Anträge zum 30.06. des Vorjahres und die im Entwurf der Zweckbeschreibung vorgesehene Abgabe der Sachberichte zum 30.09. erschwert den Gesamtzusammenhang zwischen inhaltlicher und finanztechnischer Planung und Verwaltung einerseits und der Berichterstattung andererseits.
Hamburg, 15. August 2009
Kampagne Entschlossen OFFEN!
+ Abenteuerspielplätze + Jugendclubs + Kinder- und Familienzentren + Häuser der Jugend + Mädchentreffs + Gemein-wesenarbeit + Spielhäuser + Jugendberatungszentren + Gästewohnungen für Kinder und Jugendliche + Medienprojekte + Stadtteilprojekte + Bauspielplätze + offene Sozialberatung + Spielmobile + Mädchenzentren + Straßensozialarbeit +
Zum Download der Erklärung geht’s hier: Stellungnahme Zweckvereinbarung HH-Mitte (PDF, 36 KB)
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